Die „Weisheit der Wale“

Die „Weisheit der Wale“ – das ist der Titel meines Buches, das am 01. August 2018 im Verlag bene! (DrömerKnaur) erschienen ist.
Das Buch verbindet meine Leidenschaft für die Giganten der Meere mit meiner Arbeit als Naturcoach zusammen. Und es ist das Resultat einer Entscheidung, die ich vor ein paar Jahren für mich getroffen habe: Eine Lebenspur aus Kindheitstagen wieder aufzunehmen und zur „Walforscherin“ zu werden.

Im Sommer 2017 war ich in Nord-Norwegen. Es war meine zweite Reise zu den Walen in Norwegen. Diesmal im Hochsommer, in der Zeit der Mitternachtssonne. Die Reise ist tief gegangen, sehr tief. Als ich nach Hause kam, schrieb ich die ersten Sätze meines Buches „Die Weisheit der Wale“, die jetzt genau so Wort für Wort – und ein Jahr später – den Anfang des gedrucktes Werkes bilden.

„Abtauchen. Seit drei Tagen bin ich wieder zu Hause. Zurück von der Reise ans Nordmeer. 
E-Mails, Anrufe, Nachrichten auf dem Handy, WhatsApp-Meldungen, Facebook-Bilder, Hashtags – ich bin wieder im Alltag angekommen.

An der Oberfläche.
Und ich will nur eins: wieder abtauchen.
Drei Wochen lang war ich in einer anderen Welt. Am Nordmeer, der arktischen See. Mit Mitternachtssonne und einem eigentümlichen Licht, immer hell und so unerklärlich intensiv in den Farben. 24 Stunden Sonne, der Tag-Nacht-Rhythmus ist ausgeknipst. Und doch fühlt man die Nacht. Man fühlt sie in der Natur.
Die Welt so hoch oben über dem Polarkreis ist anders, mir fremd. Langbeinige, stattliche Elche, die plötzlich vor einem auf der Straße stehen; Seeadler, die ruhend auf den Holzpfählen am Meer sitzen oder hoch oben ihre Kreise ziehen. Der Nebel, der sich nachts über den still daliegenden Seen ausbreitet. Und die riesigen Tiere, derentwegen ich die weite Reise gewagt habe: Pottwale.
Im Schlauchboot sitzend, weit draußen auf dem Meer sehe ich ihren Blas. Ein Tier, das aus einer Welt vor unserer Zeit zu kommen scheint, uns an den Anfang des Lebens auf diesem Planeten erinnert. Und an eine Urkraft in uns selbst. 

Diese Reise nach Nord-Norwegen hat mein Leben verändert. Die Begegnung mit den Walen hat mir gezeigt, um was es wirklich geht. Die Zeit in der Stille, auf dem Meer hat Spuren hinterlassen. Nicht erreichbar zu sein und einzutauchen in eine Welt jenseits meiner bisherigen Vorstellungen – das hat unendlich gutgetan.“

Foto: Marten Bril

Wir leben oft permanent an einer lärmenden Oberfläche, die allzu oft die innere Stimme, die eigenen Bedürfnisse nach Ruhe und Kraft übertönt. Für die Tiefe des Meeres sind unsere Körper nicht gemacht. Trotzdem hat unsere Seele die Sehnsucht nach dem Abtauchen.

Diese tiefgehende Erkenntnis wurde mir geradezu geschenkt, als ich in Nord-Norwegen den Walen begegnet bin. Vom Boot aus schaute ich zu, wie der mächtige und imposante Pottwal in die Tiefe des Nordmeers tauchte. Bis zu 3000 Meter tief. Eben sah ich noch seinen dunkelgrauen, ledernen Rücken, der sich langsam an der Oberfläche des blauklaren Meeres bewegte, dann krümmte er den Rücken und reckte seine gewaltige, wunderschöne Fluke in die Höhe. Dann war er weg….

Foto: Marten Bril

„Auch wenn ich nicht weiß, wie bewusst oder reflektiert Wale entscheiden: Sie tauchen dann ab, wenn ihnen danach ist. Wenn ihnen ihr Instinkt sagt: Jetzt ist die richtige Zeit, der passende Moment dafür. Sie sorgen für sich selbst. Im Vergleich zu den Walen ist es für uns schwer, zu fühlen, wann der Moment zum Abtauchen gekommen ist. Wann ist uns etwas zu viel? Es ist so herrlich, mal dazu zu stehen, eine Verabredung abzusagen, weil einem einfach danach ist. Weil ich – wie der Wal – ein Gespür dafür habe, wann ich von der Oberfläche verschwinden will.“

Die Begegnung mit den Walen hat mir gezeigt, um was es wirklich geht. Die Zeit in der Stille auf dem Meer hat Spuren hinterlassen. Nicht erreichbar zu sein und einzutauchen in eine Welt jenseits meiner bisherigen Vorstellungen – das hat unendlich gutgetan.

Mehr über die Wale, das Nordmeer, die Tiefe und unsere Sehnsucht nach dem Abtauchen in unserem Leben erfährst Du in meinem Buch „Die Weisheit der Wale“ , das am 1. August 2018 erschienen ist.

 


Foto: Marten Bril