Bye Bye Plastik Bornholm: Eine Insel wird plastikfrei!

Bornholm 07.11.2018

Wer hätte gedacht, dass eine bzw. zwei Person/en so viel in Gang setzen kann. Wer hätte gedacht, dass ich das kann? Das soll sich nicht „selbstverliebt“ anhören, sondern eher meiner Verwunderung und vor allem meiner Dankbarkeit Ausdruck geben. Und Euch Mut machen, vielleicht auch ein Projekt anzugehen…

Die Geschichte: Vor rund sechs Wochen sendete mir ein Freund den Link zu einer Reportage, die er am Abend zuvor im deutschen Fernsehen gesehen hatte.
Er hatte mein Buch „Die Weisheit der Wale“, das im August im Verlag DrömerKnaur erschienen ist, begeistert gelesen und wußte um meine Liebe für die Wale und Wissen und mein Engagement für die Reduktion von Plastikmüll im Meer.
Zu viel hatte ich über den Tod von schätzungsweise 650.000 Meeressäugern jährlich aufgrund von Verschmutzungen gelesen und gehört und hatte das Problem für den Pottwal auch in meinem Buch beschrieben.

Manchmal fühlte ich mich einfach machtlos. Im Frühjahr hatte ich auf Bornholm ein Selbstexperiment gemacht, um zu schauen, ob und wo ich überhaupt plastikfrei einkaufen kann.

Ich schaute die Reportage. Es ging um die plastikfreie Stadt Penzance oder besser gesagt, wie eine Frau durch eine Aktion die Stadt dazu bewegt hat, plastikfrei zu werden (unbedingt anschauen!).

Die Idee: Es werden „Zertifikate“ in Form eines Aufklebers an Unternehmen wie Einkaufsläden, Cafes, Restaurants aber auch Einrichtungen wie Kindergärten,  Schulen usw. vergeben.
Ziel: Alle machen mit! Voraussetzung: Die Unternehmen verpflichten sich, auf bestimmte Sorten „Einwegplastik“ zu verzichten, darunter Plastiktüten, Plastikstrohhalme, Plastikbecher, to go-Einwegverpackungen …
Und als ich die Reportage zu Ende geschaut hatte war mir klar: DAS mache ich GENAU SO für Bornholm. Und ich FANGE MORGEN an!

Gesagt getan! Am nächsten Tag gründete ich eine facebook-Seite mit dem Namen „Bye Bye Plastik“ und lud alle Freunde dazu ein. Ich postet Fotos von dem Plastikmüll an den Bornholmer Stränden, die vor allem mein Mann in seinen „Bin am Meer“-Seminaren mit den Teilnehmern gesammelt hatte.

Und ich bastelte mir mit Bordmitteln ein Logo mit einem Wal. Die Reaktionen waren sofort überwältigend. Die Bornholmer reagierten besonders stark auf die Plastikfotos von „ihren“ Stränden. Innerhalb von kürzester Zeit waren die ersten 200 Likes da und der Fernsehsender TV2 Bornholm berichtet über den Start der facebook-Seite und des „Bye Bye Plastik“-Projektes. Kurz danach dann die Zeitung…

Mein Nachbarin Mette war gleich mit „im Boot“, denn mit ihr hatte ich mich schon seit Langem über das Plastikproblem ausgetauscht, da sie als Übersetzerin eine Dokumentations-Reihe des norwegischen Fernsehens über Plastikmüll an deren Küste ins Dänische übersetzt hatte und einfach schlichtweg erschüttert war über die Fakten-Lage.
Allan, der Inhaber des Bio-Ladens in Muleby, war auch gleich bereit, mir ein „ordentliches“ Logo zu bauen. Voilá !

Tja und seitdem ist die Welle nicht aufzuhalten. Ich habe 500 Aufkleber drucken lassen (natürlich plastikfrei!) und Mette und ich habe vor nicht mal zwei Wochen angefangen, den ersten „Plastik Smileys“, wie wir ihn nennen, zu verteilen:
Der ERSTE ging an den Bürgerverein Snogebæk, der u.a. von Mai bis September jeden Samstag den Flohmarkt am Hafen organisiert, mit Kaffebude und Kuchenverkauf. Der Vorstand war sofort bereit, alles radikal auf „ohne Plastik“ umzustellen und den Einkauf darauf umzustellen. Das gilt auch für das Bürgerhaus „Folkets Hus“, das man für Familienfeiern u.ä. mieten kann. SUUUPER!
Es folgten bisher dann:
Nr. 2: Bioladen ERNST in Muleby
Nr. 3: Öko-Kinderladen „Okker Gokker“ in Nexø
Nr. 4: Café MoMo in Rønne
Nr. 5 : Vandkefir-Brauerei in Nexø

Es folgen in Kürze: „Det Hvide Hus“ , „Brillehuzet“, Kindergarten „Lillegryn“… Die erste Tagesmutter hat sich gemeldet, die mitmachen möchte, die „Møbelfabrik“ als Werkstatt und Heimat von Bürogemeinschaften in Nexø…

Wir kommen kaum nach, denn Mette und ich machen das ja nebenbei und „frivillig“ ;-).
UND: Wir hatten einen Termin bei der Vize-Bürgermeisterin Anne Thomas, die das Projekt SEHR begeistert auf ihre Agenda gehoben hat und es dem Klima- und Umweltausschuss vortragen wird. „Bye Bye Plastik“ soll in die politische „Bright Green Island“-Strategie mit aufgenommen werden, denn tatsächlich war neben CO2, erneuerbare Energie etc. Plastik bisher kein Thema !
Anne Thomas bekam den „Smiley“ zu Werbezwecken dann ausnahmsweise mal von uns für ihr Notizbuch geschenkt.

Unser gemeinsames Ziel ist es, Bornholm plastikfrei zu machen. Und bereits ab 2019 konkrete Schritte einzuleiten, um auf Großveranstaltungen der Insel Plastik zu reduzieren, ganz voran das politische Volkstreffen „Folkemøde“ mit über 150.000 Besuchern, das Musikfestival „Wonderfestivall“ und auch die diversen Hafenfeste im Sommer.
In einer Woche haben wir ein Gespräch mit der Organisation „Plastic Change“( die ihren Sitz in Kopenhagen haben, aber auch international arbeiten), wie wir das gemeinsam angehen können…
Es gibt viel zu tun. Doch wenn jeder mitmacht, ist es zu schaffen!
Ich hatte gerade eine deutsche Meeresbiologin aus Nord-Norwegen in meinem Coaching und sie sagte etwas ganz Entscheidendes zu mir: „Das Plastikproblem ist eines, das wir Menschen wirklich in den Griff bekommen können. Das sieht mit der Klimaveränderung anders aus. Plastik können wir sofort reduzieren und eindämmen und wir können Techniken erfinden, die das Meer vom Plastik befreit. So „einfach“ ist das mit der Erderwärmung nicht. Wenn wir das Handeln und die Wirkung zum Thema Plastik verstehen, wird uns das auch für die Klimaveränderung Mut machen. Wir sind nicht machtlos, sondern können etwas bewegen und verändern! Jeder etwas und Viele viel!

Mette hatte in einem Radio-Interview einen sehr guten Satz gesagt:
„Wir sind 40.000 Bornholmer. Wenn nur jeder von uns jeden Tag ein Stück Plastik am Strand aufsammelt und ein Stück Plastik am Tag weniger verbraucht, dann sind das 80.000 Stücke Plastik weniger am Tag!“.

In diesem Sinne: Fühlt Euch inspiriert, in Eurem Leben und Alltag nach Eurem Plastikkonsum zu schauen und vielleicht auch ein Projekt in Eurer Gegend anzustoßen.
Und Mette und ich machen einfach weiter, in unserem Tempo und ohne Stress… dänisch halt ;-)-

Good luck und herzliche Grüße von Bornholm!

Steffi

 

12 Kommentare zu “Bye Bye Plastik Bornholm: Eine Insel wird plastikfrei!

  1. Hallo,
    eine tolle Aktion auf einer wunderschönen Insel, die ich schon ca. 20 mal besucht habe. DANKE !!! Dieses Jahr war ich total geschockt, wie viel Obst und Gemüse im Supermarkt verpackt war. Einzig Tomaten in einer Pappschale, die auch noch beschichtet war, gaben mir ein einigermaßen gutes Gefühl. Wir lieben die kleinen Stände am Straßenrand mit Kartoffeln, Zwiebeln , usw. ! Leider viel zu wenig. Ein Aufruf an alle Urlauber : WENIGER PLASTIK

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  2. Pingback: Machen statt reden! Bye Bye Plastik und das Folkemøde auf Bornholm | Bornholm my love

  3. Gute Aktion, wir sammeln schon immer am Strand den Müll auf. Gerade in den letzten Jahren wird ja ein nicht ganz unkomplizierter Tourismus auch seitend der Politik gefördert. Grosse Veranstaltungen, Kreuzfahrtschiffe das steht nun ja leider im starken Wiederspruch. Auch das CO² neutral finde ich ein wenig bedenklich wenn ich im Hafen die Frachter aus Polen und Russland sehe die die Hackschnitzel für das Kraftwerk liefern. Ich hoffe Bornholm kriegt da noch die Kurve. Ansonsten geht der Insel das Einmalige und Besondere dank der wirtschaftlichen Intressen wie an so vielen Orten verloren.

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  4. Du meine Güte! Ich bin zu tränen gerührt und es sieht fast so aus, als bekäme ich den Glauebn an die Menschheit zurück! Ich wohne in Berlin. Seit Jahrzehnte sammeln meine Mutter und ich auf den Spaziergängen mit unseren Hunden Plastik und Glas ect…pp, weil wir es einfach nicht ertragen konnten, wie Menschen mit der Umwelt umgehen. Wunderbar! Sei umarmt! und: DANKE! Edda

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  5. Super Idee. Nicht nur Idee,auch umgesetzt. Klasde

    Mange hilse fra tyskland
    Ich vermisse Bornholm

    LG Ingrid

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  6. Eine tolle Initiative,einfach phantastisch.RESPEKT!!! Bleibt zu wünschen,dass auch die Supermärkte möglichst bald mitziehen👏😊

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  7. Danke für deine lieben Worte. Du hast sicher Verständnis, dass ich im Moment jede freie MInute neben der Arbeit für dieses Projekt nutze, daher wird das mit dem Kennelernen eher nichts. Wünsche Euch eine tolle Zeit auf der Insel! Lg Steffi

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  8. Liebe Nina! Super! Dann lass uns per Mail einen Termin vereinbaren und ich komme vorbei, um dir einen Smiley zu überreichen. Du kennst ja sicher die „krav“ als Voraussetzung? Findest du auf der facebook-Seite ganz oben. Und wir können dann ja auch persönlich drüber sprechen, was man so alles machen kann… meine Mail: steffischroeter@hotmail.com
    Lg und bis bald! Steffi

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  9. Super Idee Steffi und Hut ab, dass du es so schnell umsetzen konntest. Ich bin gerne mit unserem Sneglehus dabei.Viele liebe Grüße

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  10. Liebe Steffi, Glückwunsch und großes Lob zu dieser tollen Initiative von euch, Klasse!!!. Ich habe mich immer gewundert, warum gerade auf Bornholm noch so viel in Plastik einbepackt ist, selbst Gemüse und Obst. Ich werde dies zum Anlass nehmen, noch mehr auf den Plastikverbrauch zu achten.

    Ich bin immer wieder inspiriert über deine Power und Schaffenskraft. Ich würde dich sehr gerne einmal persönlich kennenlernen. Vielleicht klappt es ja bei unserem nächsten Besuch auf Bornholm nächste Woche? Herzlichen Gruß, Nina aus Berlin

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  11. Hallo Steffi,
    das ist eine Super-Aktion! Ich bin begeistert! Danke dafür! Es ist wirklich erschreckend, was alles an den Stränden herumliegt/im Meer schwimmt.

    Es ist gar nicht so einfach, plastikfrei einzukaufen. Man kann/sollte Plastik zumindest stark reduzieren! Und immer wachsam sein!

    Herzliche Grüsse aus Berlin
    Annette D.

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