Bornholm, 16.Januar 2018
Soll ich darauf nun einen deutschen Schnaps oder einen dänischen Akvavit trinken? 😉
WIR SIND DÄNEN!!!
Heute schneite – tatsächlich mit dem ersten Weiß in diesem Jahr – der Brief vom „Udlændinge- og Integrationsministeriet“ ins Haus. Schlicht und einfach:
Und wie ich dem Datum entnehmen konnte, war es ein verspätetes Weihnachtsgeschenk, denn das Gesetz, das für die Erteilung der Staatsbürgerschaft vom Parlament erlassen werden muss, gilt seit dem 26.12.2017, sprich dem zweiten Weihnachtstag.
Und tatsächlich musste Inger Støjberg, die für ihre harte Ausländerpolitik bekannt und bei mir persönlich alles andere als beliebt ist, den „bevis“ handschriftlich unterschreiben. Danke Inger!!! 😉
Es war ein langer Weg: Im Jahre 2006 waren wir gekommen. Im Herbst 2015 haben wir beschlossen, Dänen werden zu wollen. Vor allem für unsere Kinder, die sich mehr dänisch als deutsch fühlen. Im Dezember 2015 haben wir den Einbürgerungstest bestanden. Dann habe ich einen Haufen Formulare ausgefüllt, meine 3 Jahre Sprachschule und ein Dänisch-Examen vorgezeigt, Nachweise der finanziellen „Selbstversorgung“ und der permanenten Aufenthaltsgenehmigung. Ein „Einbürgerungsgespräch“ bei der Polizei geführt …. und dann kam das Warten….
Bis Anfang 2017, als ich eine Mail bekam, dass ich eine Autosteuer nicht bezahlt habe und daher aus dem Verfahren raus sei. Mir wurde eine kurze Frist gesetzt und deutlich klar gemacht, dass ich mir während der „Prüfung“ meines Antrags auf Doppelte Staatsbürgerschaft nichts zu Schulden kommen lassen darf.
NICHTS, nicht mal ein „Knöllchen“ für zu schnelles Fahren ;-).
Von diesem Zeitpunkt an, fuhr ich Auto nur mit Tempomat, checkte regelmässig, ob ich alle „öffentlichen“ Rechnungen pünktlich bezahlt hatte – von Steuerschulden ganz zu Schweigen, das geht gaaaar nicht!!! – und wurde langsam ein wenig paranoid.
Denn es scheint grotesk, was hier in diesem Land abgeht. Die Voraussetzungen, um überhaupt eine Chance auf den dänischen Pass zu bekommen, wurden in den letzten zwei Jahren immer mehr angezogen.
Dabei gibt es ein eindeutiges Signal: Neue Staatsbürger sind nicht wirklich erwünscht.
Die Staatsbürgerschaft wird in Dänemark per Gesetzesbeschluss erlassen. Das Gesetz geht durch drei Lesungen, dazwischen wird es in Ausschüssen bearbeitet (wer ein wenig Dänisch kann, kann das Verfahren hier mal nachlesen), sprich Menschen, die vorher auf dem Gesetzesentwurf standen (anfangs über 3000), werden auch wieder entfernt, je nachdem. was in der Zwischenzeit in deren Leben so passiert ist.
Kurz vor der dritten Lesung vor dem Parlament ging die rechtspopulistische Partei Dansk Folkeparti dann an die Presse und verkündete, dass alle DFler gegen den Gesetzesbeschluss stimmen wollten, denn man wolle nicht so viele Ausländer als neue Staatsbürger zulassen. Maximal 1000 pro Jahr war deren Vorschlag. Ungefähres Zitat in der Begründung „Das sind zum größten Teil alles Asylanten, die niemals dänisch im Herzen sein werden“.
Darauf untersuchte ich die Anzahl, die auf der Liste standen.
Und das „Ranking“ der Top 10 sah folgendermaßen aus:
Polen: 205 personer
Bosnien-Hercegovina 165
Den Russiske Føderation: 164
Statsløs: 159
Tyskland: 159
Irak: 158
Tyrkiet: 151
Thailand: 136
Ukraine: 130
USA: 128
„Ganz schön viel Meinung für so wenig Ahnung“, sagte mal eine Bekannte und dieser Ausruf stimmt hier jawohl allemal!!! Unfassbar, was sich manche Politiker so erlauben.
So war es ein Bangen, auch für meine Freundin, die aus England stammt und seit dem Brexit formal nicht mal mehr unter EU-Recht fällt. Sie war zwischenzeitlich lebensbedrohlich krank geworden und über 5 Monate krankgeschrieben. Die Frage, ob sie damit kein Recht mehr auf den Pass hätte, konnte und WOLLTE ihr keiner in der Behörde beantworten. Absolute Frechheit!
Umso mehr freue ich mich jetzt, dass ich eine „Stimme“ habe, ein Wahlrecht. Keine unterschwellige Angst mehr, als Ausländer nicht die gleichen Rechte zu haben.
Ich bin stolz auf mich!!! Sehr stolz! Ich habe mich nicht abschrecken lassen, habe mich durch gearbeitet und gekämpft… Und FÜR meine Kinder den Pass „erjagt“ .
Yes, I can :-)))
Und jetzt kann ich hier „mitmachen“, mal sehen was mir da so einfällt…
… Wird Zeit, dass die „Ausländer“ hier mal ´ne Stimme bekommen.
So, ich habe mich für einen Schnaps aus meiner Heimat entschieden.
Prost! Auf Europa! Und auf die Integration 😉
Steffi
Perfekt! (aber es heißt grotesk). LG
Wir haben in diesem Jahr unser 21. Jubiläum auf Bornholm – danach geht es in eine andere Richtung, da unsere Vermieterin nicht mehr vermieten wird – sie will das super schöne Haus in Boderne dann nur noch familiär nutzen; damit endet unser 8jähriges Privileg.
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Herzlichen Glückwunsch! Das ist ja mal schön. Hart und lang waren die Wartezeit und die ,,Verfahren´´. Aber ich finde es gut, dass der dänische Staat so konsequent ist und nicht Jeden ins Land lässt. auch wenn man sich als Deutscher manchmal nicht als Ausländer sieht. Bitte mal zu überlegen, wer so alles in D einreisen darf, sogar ohne gültigen Pass, Ausweis oder sonstige Legitimation. Arbeitsnachweis? Sprachnachweis? Alles Fehlanzeige. Die Folgen spüren wir hier jeden Tag. Da kann man es den Dänen nicht verdenken. Aber nun ist es ja geschafft,
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Toller Erfolg, ganz herzlich Glückwunsch ☺
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Hej Steffi
Nej hvor er det dejligt at høre.
Stort tillykke med din danske statsborgerskab. Det var en meget lang ventetid, men I har fået den.
Jeg flytter snart til Danmark og skal studere der.
Kærlig hilsen Sophie
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Et stort tillykke fra Jylland! Ein wunderbarer Schritt. Auch ich habe über die Festtage beschlossen, dass ich diesen Weg gehen werde.
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Herzlichen Glückwunsch!!!!!!
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