Still und aktiv am Meer….Bye Bye Plastik

Bornholm, 24.11.2020

Der Strand ist derzeit ein besonderer Ort der Ruhe und Stille. Und ein langer Spaziergang ist jeden Tag fest eingeplant. Es wird bereits um 16 Uhr dunkel, die schönste Zeit sind für mich die zwei Stunden bevor die Sonne verschwindet. Und wenn sich dann die Sonne hinter den Wolkenformationen zeigt, sind das Momente, in denen ich einfach nur voller Demut stehenbleiben und schauen kann.

Um diese Schönheit des Strandes zu bewahren, habe ich einen Beutel dabei und sammle Müll. Jeden Tag werden neue Überbleibsel unserer Konsumgesellschaft an den Sandstrand gespült. Jeden Tag. so wie heute.

Vor ein paar Wochen hatten wir besonders schwere Stürme und Freunde von uns haben mir beindruckende Fotos gesendet. Gabi kommt aus der Nähe von München und war sehr berührt – wenn nicht geschockt – von der Realität, der sie ins Auge sehen musste: Bei jedem Spaziergang am Meer wurde ihr der Dreck buchstäblich vor die Füsse gespült. Sorgfältig sortierte sie die Funde, um selber zu glauben und einzuordnen, was sie da sah und mit den eigenen Händen aufsammelte … auf nur 200 Meter Strandabschnitt in Øster Sømarken.

Ich bedankte mich herzlich bei ihr für Ihr Engagement und wir kamen ins Gespräch über das, was man selber tun kann. Ich erzählte ihr von dem Projekt „Bye Bye Plastik“. Nachdem ich die Initiative vor zwei Jahren so ganz ohne Plan und Strategie auf Bornholm gestartet hatte, hat die Idee ihre Kreise gezogen und auf der Insel Sylt haben vier Frauen ihr eigenes “ Bye Plastik Sylt“ – Projekt ins Leben gerufen und mittlerweile zum Sylter Inselgespräch gemacht. 23 Smileys haben die Heldinnen innerhalb eines Jahres an Unternehmen wie Cafés, Restaurants, Strandbars, Saunen und Geschäfte verteilt und damit deren Engagement gegen den Einsatz von Einwegplastik mit dem „Gütesiegel Wal“ ausgezeichnet. Bei der Vergabe an den deutsch-dänischen Kindergarten in Westerland und die Kurverwaltung Kampen war ich selbst im letzten Jahr dabei ! Klasse!

Ich bin so stolz auf die vier Frauen, die mit ihrer Power unermütlich und mit 200% Elan die Insel in Richtung plastikfrei umkrempeln. Das schafft Bewusstsein, schafft Umdenken, schafft Veränderung. Sie organisieren Beach Clean ups, sind mit allen Kommunen der Insel im stetigen Gespräch, stecken alle zum Mitmachen an. Sie haben eigene Comics entwickelt für das Thema Hundekot-Beutel, Zigarettenstummel, ein Handout für Vermieter, der mittlerweile an vielen öffentlichen Plätzen hängt, es gibt eine Plastikfrei-Familie, Aktionen mit Schulen und Kindergärten… So viel Einsatz, dass „Bye Bye Plastik Sylt“ jetzt für den Umweltpreis der Insel- und Halligkonferenz vorgeschlagen ist, die im März 2021 auf Rügen stattfinden soll. Wow!!!! Ich hoffe, ich kann bei der Vergabe des Preises, überreicht von Frau Merkel, dabei sein.

Zusammen mit Heike und Carin haben wir jetzt auch an dem dreiteiligen Online-Workshop des Umweltbundesamtes „RUNDER TISCH MEERESMÜLL“ teilgenommen. Dieser Workshop fand statt im Rahmen des EU Interreg-Projektes CAPonLITTER sowie der Unterarbeitsgruppe „Kommunale Vorgaben“ des Runden Tisches Meeresmüll und der Kontaktstelle „Knotenpunkt plastikfreie Küste“ zum Austausch und Weiterentwicklung von kommunalen Möglichkeiten und Best Practices zur Reduktion des Plastikmüllaufkommens und damit der Einträge von Kunststoffmüll in die Umwelt. Heike und Carin haben „Bye Bye Plastik Sylt“ in einer beindruckenden Powerpoint-Präsentation vorgestellt und wir haben eine Menge über das Thema dazugelernt. Und wir haben vor, die Kommunen in Deutschland mit dem Vorbild Sylt und einem 7-Punkte Programm, was eine Kommune im Jahr 2021 konkret zur Vermeidung von Einwegplastik und Mikroplastik tun kann, zu inspirieren. Da wird noch viel bei den Sylter Mädels passieren, folgt ihnen gerne auf facebook!

Grundsätzlich, und das wurde uns auf dem Online-Workshop in der letzten Woche bestätigt, hat Corona das Thema Einwegplastik und Plastikmüll in den Meeren in den Hintergrund gedrängt. Wie so viele wichtige Themen. Die Unsicherheit in Bezug auf Hygiene ist so groß geworden, dass Mehrwegsysteme, die sich vor Corona richtig gut etabliert hatten, wieder in Frage gestellt werden. Das gilt für to go-Becher und eben auch beim Einkauf mit eigenen Behältnissen, um Plastik zu sparen. Da fand ich es wertvoll, dass der Lebensmittelverband dazu einen Artikel herausgebracht hat, sowie ein Merkblatt, das von deren Seite die Haltung zeigt, dass Mehrweg auch in Coronazeiten eine gute Wahl ist.

„Giving up is not an option“. Das sollte eigentlich das Motto für jeden und alles sein! So auch für den Kampf gegen den Plastikmüll in den Weltmeeren. Wir machen weiter. Und jeder kann mitmachen. Geht auf unsere Bye Bye PlastikInternetseite, informiert Euch und meldet Euch gerne bei mir, wenn Ihr bei Euch vor Ort etwas bewegen wollt. Die Sylter Frauen zeigen einfach, was möglich ist, wenn man will und einfach macht, statt nur zu reden! Das macht Mut und steckt an!

Danke meine Heldinnen!

Herzlichst!

Steffi