Bornholm, 11.11.2016
Ich habe mich wieder verliebt. Und wieder in eine Insel :-).
Sie heißt Vengsøya und liegt eine gute Stunde Auto- bzw. Fährfahrt von Tromsø in Nord-Norwegen entfernt.
Ich war Anfang November hierher gekommen, um Wale zu beobachten. Genauer gesagt, Orcas und Buckelwale, die im Winter hier hoch in die Fjorde ziehen, um sich am fetten Hering satt zu fressen. Doch dazu findet ihr in Bälde einen gesonderten Reisebericht…
Klar, auch ich hatte schon mal von Polarlichtern gehört, doch ehrlich gesagt haben mich die grellgrünen Ablichtungen in Norwegen-Katalogen irgendwie nie sonderlich angezogen. Bei der Abreise hörte ich zwar die Bemerkung einiger Freude á la „na dann wünsche ich dir auch schöne Polarlichter“, aber da ich ja nicht wußte, was daran nun so toll sein sollte, ließ mich das eher kalt.
Wir kamen abends auf der kleinen Insel an und als erste Gäste des 9-Betten-Hauses trafen wir auf Dirk aus Hamburg. Als wir drei dann in der ersten Nacht vor das Haus in die sternenklare Nacht traten, lauschte ich gebannt den Abhandlungen von Dirk über die Polarlichter, die hier jetzt bald am Himmel erscheinen könnten.
Er erklärte mir, dass der eher blasse, grünliche Hauch eines Nichts am Himmel ein Polarlicht sei. Deutlich zu erkennen, da man ja die Sterne durchscheinen sehen könne. Daher könne dies keine Wolke sein. Aha, dachte ich bei mir, aber sieht irgendwie nicht so spektakulär aus wie in den Hochglanz-Magazinen und Katalogen.
Eine leichte Enttäuschung machte sich in mir breit…
Ich drückte auf den Kamerauslöser und ich sah… NICHTS. Als totaler Foto-Laie wußte ich nicht viel über Langzeitbelichtung, hohes ISO usw. Aber meine Freundin Kerstin, die als Fotografin nach diversen Besuchen auf Bornholm mit auf Reisen gegangen war, machte ihr Stativ klar und stellte sich in Position. Und tatsächlich: Die Technik macht es sichtbar. Nordlichter, die am Himmel blass daher kamen, wurden per Langzeitbelichtung und den richtigen manuellen Einstellungen zu Kunstwerken auf dem Kameradisplay. Also zählten wir abwechselnd bis 20 0der 30 und …. Klick…. war ein Polarlicht deutlich und strahlend eingefangen.
Und während wir da in der frostigen, klaren Nacht auf der Wiese standen und mit zunehmender Genickstarre in den Himmel starrten, wurde das, was eben eher ein Polarlichtchen war, immer deutliche für die bloßen Augen, sozusagen in „Echtzeit“. Immer grüner. Immer flackernder. Irgendwann verstand ich bzw. sah ich mit eigenen Augen, was die Faszination des Polarlicht ausmachte …
(Fotos: Kerstin Petermann)
Neben mir Dirk an meiner Seite, der ganz beiläufig erzählte, dass er Astro-Physiker sei. Ach daher konnte er so herrlich das erklären, was da gerade am Himmel für uns aufgeführt wurde:
„Polarlichter entstehen, wenn geladene Teilchen von der Sonne in die Atmosphäre eindringen. Die Sonne pustet ständig einen „Sonnenwind“ (so die Fachbezeichnung ins All) – meist ist das ein laues Lüftchen, aber nach einem starken Strahlungs- und Materieausbruch auf der Sonne kann schon mal ein regelrechter Orkan durch das Planetensystem rasen. Die geladenen Sonnenteilchen werden vom Magnetfeld der Erde eingefangen und gelangen meist nur in den Polargebieten tiefer in die Atmosphäre. Dort regen sie die Gasteilchen zum Leuchten an – ähnlich wie das Gas in einer Neonröhre. Je energiereicher der „Sonnenwind“ ist, desto heller und fabenfroher werden die Polarlichter. Sehr starke Sonnenstürme führen zu Polarlichtern, die auch von Bornholm oder sogar vom Mittelmeer aus gut zu sehen sind. Das passiert aber leider nur alle paar Jahre. Im Norden Skandinaviens gibt es dagegen fast eine „Polarlichtgarantie“. Da zeigen sich auch bei schwacher Sonnenaktivität oft eindrucksvolle Polarlichter. Das wunderbare Polarlichtleuchten ist – etwas „um die Ecke“ gedacht – Sonnenschein bei Nacht…“
Danke Dirk für diese geniale Erklärung!!!
Von dieser ersten Begegnung an nahmen mich diese Lichter in ihren Bann. Ich dachte an die Menschen, die früher keine Apps und Internet hatten. Was mögen sie gedacht haben, als sie dieses Himmelswunder sahen?
Wir wurden mit einer Woche voller Polarlicher-Nächte beschenkt. Nicht selbstverständlich, erfuhr ich, denn selbst wenn viel „Sonnenwind“herrscht, kann man ja auch Wolken am Himmel haben. Wir nicht, wir hatten sechs sternenklare, magische Nächte :-)). Und wir sahen, grüne, weiße und rote Polarlichter.
Reiner, der zweite Fotograf im „Bunde“ fing wunderwunderschöne Momente ein. Und wartet erst, bis Ihr demnächst seine Walbilder seht !!! :-)))….
Auf dem Rückweg machte Reiner noch ein wundervolles Foto über Tromsø. Genial! Danke!
Die Polarlichter, diese Natur, diese Wale… all das machte mich ehrfürchtig, demütig, dankbar. So viel Schönheit in einer Woche. Kaum zu verarbeiten. Kaum zu glauben.
Unglaublich schön? Nein glaublich schön!
Nun wieder auf Bornholm, lassen mich die Bilder nicht los. Und die Frage: Kann ich die Polarlichter auch auf Bornholm sehen?
Meine Blogger-Freundin Gabi Reichert ist Fotografin und reist mit ihrer Familie um die Welt – und mit besonderer Begeisterung durch Norwegen.
Gabi ist Polarlicht-Experte mit der Kamera!
(Fotos: Gabi Reichert)
Gestern habe ich mit ihr telefoniert und mir sofort Ihr E-Book zum Thema „Nordlichtfotografie“ gekauft. Wow, wie praxisnah, detailliert beschrieben, mit vielen Tipps, tollen Reiseberichten und wunderschönen Fotos.
Damit gehts dann in den nächsten Norwegen-Urlaub… und bei viel „Sonnenaktivität“ nach Hammershus…. mal sehen, was man da so sehen kann???!!!
Alles Liebe ❤️
Eure Steffi