In meiner Familie freuen wir uns immer besonders über verregnete Tage im November und Dezember. Denn das ist die Zeit, in der hier auf der Insel eines der größten Naturschauspiele stattfindet… und mit etwas Glück und einem guten Gefühl für Wetter und Wasserstand kann man diesem sogar beiwohnen. Gestern war so ein Tag und mein Mann, der ein echter Wetter- und Meer-Beobachter ist :-)), nahm mich mit an die Südküste, um den Meerforellen bei ihrem Aufstieg in die Bäche zuzuschauen. Hier der Eintrag von Udo dazu auf seiner facebook-Seite https://www.facebook.com/pages/Udo-Schroeter/117769938358237
„Wenn nicht jetzt, wann dann?
Auf diesen Tag, haben die Meerforellen an der Südküste mehr als zwei Monate geduldig gewartet. Der Regen der letzten drei Tage hat ihre Geburtsbäche mit frischem Wasser gefüllt und der auflandige Wind trägt sie jetzt mit Leichtigkeit über den Strand.
Die Fische haben ihre große Reise, zurück in ihre Geburtsbäche begonnen, um ihrerseits eine neue Generation Meerforellen anzulegen. Sie folgen einem großen Plan, der Leben heißt und sie wußten, dass der Tag kommen würde, an dem sich dieser Plan erfüllt. Ihr wichtigster Wegbegleiter auf dem Weg der Erfüllung war ihre Geduld.“
Tatsächlich vollzieht sich jedes Jahr um diese Zeit aufs Neue dieses wunderbare Schauspiel, denn Bornholm ist eine der wenigen Destinationen, in denen es noch einen wilden Stamm an Meerforellen gibt. Insgesamt 23 Aufstiegsbäche gibt es rund um die Insel und die Meerforellen sammeln sich im Herbst im Mündungsbereich und warten auf ideale Aufstiegsbedingungen. Das heißt, genügend Wasser im Bach, hoher Wasserstand im Meer und ein mäßiger, auflandiger Wind, der die Fische über den Strand schiebt. Hierzu hat der Fisch seine Farbe geändert und ist nicht mehr silberblank, sondern hat sich ein braunes Laichkleid zugelegt. Nun heißt es Geduld haben und warten, bis die Bedingungen ideal sind. Und dann kann es dort in der Mündung des Baches zugehen wie auf der Autobahn. 30, 40, 50 Fische können da „Schlange stehen“, um in ihren Bach zu kommen, in dem sie nun einen Partner finden wollen, um für den Nachwuchs zu sorgen.
Und es wartet eine anstrengende und kräftezehrende Reise auf sie, denn sie müssen Steine, Geröll und leider auch so manche Hindernisse in Form von umgefallenen Bäumen oder vom Meer in den Bach gedrückten Abfall (auch Plastikmüll) überwinden. Auf dem Weg zu den Laichplätzen können die kräftigen Fische bis zu 1,70 Meter hohe Hindernisse überwinden.
Aber das kostet viel Energie und die Fische müssen oft mehrere Anläufe nehmen, damit es klappt.
Wenn sie an ihrem Laichplatz angekommen sind, so schlägt das Weibchen die Laichgrube, legt die Eier ab und das Männchen besamt sie. Und eines wissen die Fische: Es ist Beeilung angesagt! Schnell kann der Wasserstand fallen, Bachabschnitte können trocken laufen und somit wird es unmöglich, die Rückkehr ins Meer zu schaffen. In den Bornholmer Bächen schaffen es die Fische, in einem Zeitfenster von drei bis zehn Tagen für ihre Reproduktion zu sorgen. Die kleinen und schwächeren Fische bleiben zum Laichen oft unmittelbar in Küstennähe, während die Fische mit guter Kondition die Plätze weiter oben im Bachlauf aufsuchen.
„Und was ist, wenn da kein anderer ist, wenn die Fische oben im Bach ankommen? Dumm gelaufen oder was“, fragt mein Sohn, der jedes Jahr wieder mit uns an die Bäche geht. Da fehlt mir dann doch ne schlaue Antwort, aber ich will daran glauben, dass das mit dem Liebesspiel dann schon noch klappt. Und wenn dann alles so funktioniert, dann schwimmen im nächsten Jahr ein paar muntere kleine „Smolts“ im Bach, die dann nach zwei Jahren in das große weite Meer schwimmen….
… und irgendwann wiederkommen, um genau dort zu laichen, wo sie einst geschlüpft sind. Wunder Natur! Und das alles live auf Bornholm! Bin sehr dankbar, dass ich das miterleben durfte ♥♥♥ Eure Steffi
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